Europa ohne Grenzen – Deutschland verliert beim Zuzug aus den Nachbarstaaten
Auf einen Blick
- Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) hat die Binnenwanderung zwischen Nachbarländern im DACH-Raum untersucht
- Einwanderung aus den Nachbarländern steigt in Österreich seit 2014 um knapp 60 Prozent
- Deutschland verliert in den vergangenen zehn Jahren Einwanderer aus Dänemark (-7 Prozent) und Österreich (-1 Prozent)
- Die meisten Deutschen zieht es in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich
Berlin, 5. März 2025 – Die Freizügigkeit innerhalb Europas ist eine der größten Errungenschaften der Europäischen Union. Sie eröffnet Chancen für berufliche Karrieren, erleichtert den wirtschaftlichen Austausch und stärkt die grenzüberschreitende Vernetzung. Gerade Deutschland, das angesichts der demografischen Entwicklung dringend Zuwanderung braucht, hat durch die zentrale Lage in Europa mit neun direkten Nachbarn die besten Voraussetzungen, von dieser Mobilität zu profitieren. Allerdings steht Deutschland bei der Zuwanderung von Fachkräften und jungen Talenten innerhalb Europas mit Österreich und dem EFTA-Land Schweiz durch den gemeinsamen Sprachraum in direkter Konkurrenz. Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) hat untersucht, wie Deutschland bei der Binnenwanderung innerhalb des DACH-Raums abschneidet und die Entwicklung von 2014 bis 2023 verglichen.
Starker Austausch im DACH-Raum
Innerhalb des deutschsprachigen Raums ist die grenzüberschreitende Mobilität besonders hoch: Die Schweiz ist das wichtigste Auswanderungsziel für Deutsche – 2023 lebten dort insgesamt 315.963 deutsche Staatsbürger*innen. Auf Platz zwei folgt Österreich mit 225.012 Deutschen, was einem Anstieg von über 36 Prozent seit 2014 entspricht. Auch für Österreicher*innen sind die deutschsprachigen Nachbarländer die bevorzugten Auswanderungsziele: In Deutschland wurden 2023 insgesamt 163.672 Österreicher*innen gezählt, in der Schweiz lebten 45.961. Für Schweizer*innen ist Deutschland mit 41.758 Personen nach Frankreich* das wichtigste europäische Zielland, gefolgt von Österreich mit 8.840.
Deutschland – mit vielen Nachbarn im Herzen Europas
Polen war 2023 mit 784.224 Zugewanderten das wichtigste Herkunftsland für die Binnenmigration nach Deutschland. Diese Zahl entspricht einem Anstieg von 35 Prozent seit 2014. Den größten prozentualen Anstieg gibt es beim Zuzug aus Luxemburg: 2023 lebten 22.986 Luxemburger*innen in Deutschland, das sind 8.536 (+59 Prozent) mehr als 2014. Weitere wichtige Herkunftsländer bei der Binnenwanderung nach Deutschland sind die Niederlande (132.032) und Frankreich (118.766). Allerdings sind die genannten Zahlen seit 2014 für Frankreich (+7.111, +6 Prozent) und die Niederlande (+562, +0,5 Prozent) kaum gestiegen. Die Zahl der Österreicher*innen in Deutschland hat im untersuchten Zeitraum sogar leicht abgenommen (-1.091, -1 Prozent), ebenso wie die Zahl der Dän*innen (-1.429, -7 Prozent).
Starke Verbindungen aus der k. u. k.-Monarchie nach Österreich
Österreichs größte Einwanderergruppe aus einem Nachbarland sind die Deutschen mit 225.012 Personen. Dahinter folgen Ungarn (99.679) und die Slowakei (48.477) – zwei Länder, die historisch seit der Zeit der k. u. k.-Monarchie eng mit Österreich verbunden sind. Den stärksten Anstieg im untersuchten Zeitraum gibt es bei den Zuwanderern aus Ungarn: Hier hat sich die Anzahl der Ungar*innen in Österreich seit 2014 um 115 Prozent erhöht. Auch die Zahl der Slowenen (+109 Prozent auf 23.585) und Italiener*innen (+87 Prozent auf 37.718) in Österreich ist deutlich gestiegen.
Die Schweiz ist bei Italiener*innen am beliebtesten
In der Schweiz sind Italiener*innen mit 332.700 Personen die größte Gruppe aus den Nachbarländern, dicht gefolgt von den Deutschen (315.963). Aus Frankreich werden 157.031 Personen gezählt, aus Österreich 45.961. Der Zuwachs bei der Einwanderung in die Schweiz liegt im untersuchten Zeitraum nur bei 15 Prozent – und bleibt damit deutlich hinter der Entwicklung in Deutschland (+21 Prozent) und Österreich (+58 Prozent) zurück. Allerdings ist der Anteil von Zuwanderern aus Nachbarländern an der Gesamtbevölkerung in der Schweiz mit knapp zehn Prozent der höchste im DACH-Raum – in Deutschland machen Einwanderer aus Nachbarstaaten nur knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus, in Österreich sind es fünf Prozent.
Prof. Dr. Kyriakos Kouveliotis, akademischer Leiter der Wirtschaftsschule BSBI, kommentiert: „Als internationale Wirtschaftsschule sehen wir die Binnenmigration in Europa als großen Gewinn – sowohl für die Menschen als auch für die Länder, die es verstehen, von dieser Mobilität zu profitieren. Doch im Wettbewerb um Fachkräfte und Talente schneidet Deutschland im Vergleich zu seinen Nachbarn im DACH-Raum schlecht ab. Österreich hat in den vergangenen zehn Jahren dreimal so viele Zuwanderer aus Nachbarländern gehabt wie Deutschland – und aus einigen Ländern wandern sogar mehr Menschen aus Deutschland ab als zu. Wir brauchen dringend eine ehrliche Willkommenskultur, weniger Bürokratie und langfristige Perspektiven für Menschen, die sich für ein Leben in Deutschland entscheiden. Nur so können wir auch für unsere Nachbarn in Europa Zukunftsheimat werden.“
Hier finden Sie die Daten grafisch aufbereitet.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Wirtschaftsschule.
Über die Untersuchung
Für die Untersuchung wurden die Bevölkerungsstatistiken von Eurostat herangezogen. Die Daten für die Schweiz für die Jahre 2022 und 2023 stammen vom Bundesamt für Statistik. Die letzte aktuelle Zahl für Dänemark stammt aus dem Jahr 2022.
Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) ist eine private Wirtschaftsschule in Berlin mit Standorten in Paris, Athen, Hamburg und Barcelona. Seit der Eröffnung 2018 bildet die BSBI zukünftige Führungskräfte in der Wirtschaft mit praxisorientierten, englischsprachigen Bachelor-, Master- und Promotionsstudiengängen in den Bereichen Betriebswirtschaft, Marketing, Finanzen, IT, Informatik, Tourismus und Hospitality Event Management aus.
Die BSBI vereint traditionelle Lehrmethoden mit flexiblem, praxisnahem Lernen, um ihre über 7.500 Studierenden aus 112 Ländern optimal auf den globalen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Als Erasmus+-Organisation fördert sie internationale Zusammenarbeit und kooperiert mit renommierten akademischen Institutionen. Ihre Exzellenz wurde mit Auszeichnungen wie dem AMBA/BGA Best Innovation Strategy Award, dem Outstanding Organisation Award (Education 2.0 Conference) und dem Bronze Award for Blended and Presence Learning (QS Reimagine Education Awards) gewürdigt.
Die BSBI ist Teil der GUS Germany GmbH (GGG), einem dynamischen Netzwerk von Bildungseinrichtungen mit über 15.000 Studierenden in Deutschland, Europa und darüber hinaus.
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