Trotz Legalisierung: Cannabiskonsum bleibt auf einem Fünftel der deutschen Stadtflächen illegal
Auf einen Blick
- Das Cannabisunternehmen Cantourage SE ermittelt die Fläche der 20 größten Städten, auf der laut aktuellem Entwurf des CanG Cannabis konsumiert werden darf
- Im Durchschnitt ist ein Fünftel der Stadtflächen für Cannabis-Konsument:innen tabu
- In München wird es am schwierigsten, Cannabis in der Öffentlichkeit zu konsumieren
Berlin, 11. Oktober 2023 – In mindestens 19,4 Prozent der Stadtflächen Deutschlands wird der Konsum von Cannabis weiterhin verboten sein. Der Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Cannabislegalisierung sieht ein Konsumverbot für bestimmte Orte vor: Um Kinder und Jugendliche zu schützen, ist der öffentliche Konsum von Cannabis in einem Umkreis von 200 Metern von Schulen, Spielplätzen und Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie in öffentlich zugänglichen Sportstätten rund um die Uhr verboten. Besonders problematisch: Auch Cannabis-Patient:innen dürfen dort ihr medizinisches Cannabis nicht konsumieren. Die Cantourage Group SE (www.cantourage.de), Europas größtes Unternehmen für Medizinalcannabis, hat die 20 größten deutsche Städte auf die Flächen untersucht, auf denen man mit der Legalisierung überhaupt Cannabis – in der Freizeit oder als Medizin – in der Öffentlichkeit konsumieren und erwerben darf.
Auf mehr als ein Drittel der Stadtfläche in München darf kein Cannabis konsumiert werden
Bayern gehört deutschlandweit zu den Bundesländern mit der strengsten Drogenpolitik, weshalb sich Cannabis-Konsument:innen insbesondere dort über die bevorstehende Legalisierung freuen dürften. Nach Abzug der Flächen, in denen dem aktuellen Gesetzesentwurf zufolge nicht in der Öffentlichkeit konsumiert werden darf, haben Konsument:innen in der bayerischen Landeshauptstadt aber den wenigsten Freiraum: 38 Prozent der Münchener Stadtfläche müssen frei von Cannabis bleiben. Auch in anderen Landeshauptstädten wird der Raum stark begrenzt sein: Auf Platz zwei der Städte mit der wenigsten Fläche für den Cannabiskonsum befindet sich Hannover mit rund 30 Prozent. Den dritten Platz belegt Berlin – die deutsche Stadt mit dem höchsten Cannabiskonsum – mit 27,8 Prozent.
Der Anteil an Flächen, auf denen nicht konsumiert werden darf, ist in Münster am niedrigsten: Nur neun Prozent der Stadtfläche in der Universitätsstadt sind für Cannabis-Konsument:innen tabu. Dicht dahinter folgen Duisburg und Bielefeld mit zehn und zwölf Prozent.
Auf rund 248 Quadratkilometern in Berlin darf nicht konsumiert werden
In der Hauptstadt fällt mit den geplanten Jugendschutz-Regelungen die meiste Fläche weg: Auf insgesamt 248 von 891 Quadratkilometern Stadtfläche darf nicht konsumiert werden. Mit deutlichem Abstand folgt Hamburg – in der Hansestadt wird der Konsum auf rund 132 Quadratkilometern verboten bleiben. In München wird der Konsum auf 118 Quadratkilometern untersagt sein. Die kleinsten, für den Konsum gesperrten Flächen weisen wieder drei nordrhein-westfälische Städte auf: In Bonn, Duisburg und Bochum darf auf 22,07, 23,39 und 24,16 Quadratkilometern nicht konsumiert werden.
Philip Schetter, CEO der Cantourage Group SE, kommentiert die Ergebnisse: „Die Teil-Legalisierung von Cannabis wurde aufgrund der vielen Einschränkungen bereits von unterschiedlichen Institutionen und Organisationen kritisiert. Laut unserer Untersuchung bleibt der Konsum von Cannabis bereits in ein Fünftel der Stadtflächen rund um die Uhr illegal – hinzukommen Konsumverbote in Fußgängerzonen von 7 bis 20 Uhr sowie in den Cannabis-Clubs und in einem Umkreis von 200 Metern von diesen. Während durch das Konsumverbot Kinder und Jugendliche richtigerweise besser geschützt werden sollen, ist dies für Cannabispatient:innen ein unsagbarer Zustand. Trotz Legalisierung werden unsere Patient:innen weiterhin stigmatisiert. Vielmehr: Die Legalisierung bedeutet strengere Regeln für Patient:innen.”
Florian Wesemann, Medical Director bei Telecan, befürchtet Rückschritte bei den Rechten von Patient:innen: “Cannabis wird bei schweren chronischen Erkrankungen verschrieben, die durch starke körperliche Leiden die Lebensqualität rund um die Uhr und an jedem Ort einschränken. Der Krankheit ist es gleich, ob sich Patient:innen in einem Sperrbereich befinden. Es darf also nicht sein, dass beispielsweise bei einer Schmerzattacke die Betroffenen erst einmal mit Google-Maps abschätzen müssen, wo die nächste Kindertagesstätte ist und ob sie ihr Leiden überhaupt lindern dürfen.”
Bundesrat hatte noch größere Sperrzonen gefordert
Fachausschüsse des Bundesrates fordern Sperrzonen mit einem Umkreis von 250 Metern sowie eine Ausweitung auf Jugendhilfeeinrichtungen, psychiatrische oder suchtmedizinische Therapieeinrichtungen, Suchtberatungsstellen und Bahnhöfe. Dies würde selbstverständlich wesentlich größere Sperrzonen bedeuten. Im Durchschnitt würden 26 Prozent für den Konsum in den untersuchten Städten gesperrt sein, was einem Anstieg von knapp 36 Prozent entspricht. In der Cannabis-Verbotsstadt München wäre demnach fast die Hälfte, also 48 Prozent, der Stadtfläche gesperrt. Ein Anstieg von 26 Prozent. Hannover auf dem zweiten Platz sperrt sich auf 43 Prozent der Fläche für Cannabiskonsum, ein Anstieg von 42 Prozent. Platz drei, Berlin, wäre somit zu 36 Prozent für Konsument:innen Tabu, ein Anstieg von 28 Prozent.
Die etwas freundlicheren Städte Münster, Duisburg und Bielefeld würden dennoch immerhin jeweils 13, 15 und 17 Prozent der Stadtfläche für den Konsum sperren.
Über die Untersuchung
Gemäß dem Referentenentwurf des Cannabisgesetzes CanG § 5 (2) Abs. 1 soll der Konsum von Cannabis in und in einem Abstand von bis zu 200 Metern zum Eingangsbereich von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, in öffentlich zugänglichen Sportstätten (…) untersagt bleiben. Cantourage hat alle Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen in den 20 größten Städten ermittelt und damit die Fläche berechnet, in der der Konsum von Cannabis rund um die Uhr verboten bleibt. Spielplätze, Fußgängerzonen, in denen der Konsum zwischen 7 und 20 Uhr verboten sein werden soll, Anbauvereinigungen, militärische Sicherheitsbereiche und andere Sperrbereiche sowie Privatgelände, Straßen und Verkehrswege sowie Innenräume wurden wegen der ungenauen Datenlage nicht berücksichtigt.
Cantourage ist ein führendes europäisches Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Medizinpräparaten und Arzneimitteln auf Basis von Cannabis. Das in Berlin ansässige Unternehmen wurde 2019 von Norman Ruchholtz, Dr. Florian Holzapfel und Patrick Hoffmann gegründet. Mit einem erfahrenen Managementteam und seiner „Fast Track Access“-Plattform ermöglicht Cantourage Produzent:innen aus aller Welt, schneller, leichter und kosteneffizienter Teil des wachsenden europäischen Marktes für medizinisches Cannabis zu werden.
Cantourage verarbeitet das Cannabis-Rohmaterial sowie Cannabis-Extrakte der internationalen Produzenten und vertreibt sie in Europa. Dabei stellt das Unternehmen stets die Einhaltung der höchsten europäischen pharmazeutischen Qualitätsstandards sicher. Das Sortiment umfasst getrocknete Blüten, Extrakte, Dronabinol und Cannabidiol. Cantourage wurde am 11. November 2022 an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und wird unter dem Börsenkürzel „HIGH” geführt.