Fahrschulen in der Krise: Petition für digitalen Unterricht für Fahrschüler
Auf einen Blick
- drivEddy sammelt Unterschriften für die Digitalisierung des Theorieunterrichts von Fahrschulen
- Ziel ist die Anerkennung von Online-Theorie und E-Learning
- Bund und Länder schieben sich die Verantwortung hin und her
Berlin, 3. Juni 2020 – Im Gegensatz zu Schulen und Universitäten sind Online-Lehrangebote in Fahrschulen gesetzmäßig nicht zugelassen. Überall dort, wo der Theorieunterricht nach den Lockerungsmaßnahmen wieder aufgenommen wird, ist es bei reduzierter Teilnehmerzahl für die Fahrschulen schwierig, die hohen Fixkosten zu decken. Fahrschüler sind beim ortsgebunden Unterricht derweil einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Online-Fahrschul-Plattform drivEddy (www.drivEddy.com) möchte aus diesem Grund mit Hilfe einer Online-Petition eine Ausnahmeregelung erwirken und einen zeitgemäßen und geschützten Online-Theorieunterricht sicherstellen.
Online-Theorieunterricht hilft einer gebeutelten Branche
Durch die Lockerungsmaßnahmen dürfen Fahrschulen unter Hygieneauflagen den Unterricht wieder aufnehmen. Während der Praxisunterricht für Fahrlehrer weiter profitabel bleibt, stellt die Abstandsregelung Fahrschulen beim Theorieunterricht vor Probleme. Die vorgeschriebenen 1,5 Meter zwischen den Fahrschülern sind in den meisten Räumlichkeiten nicht durchsetzbar und der Unterricht unter reduzierter Teilnehmerzahl deckt die hohen Fixkosten nicht.
In einem Pilotprojekt können Fahrschüler seit dem 11. Mai deutschlandweit über die Blended-Learning-Plattform von drivEddy ihren Theorieunterricht online absolvieren. Dieser wird per Video-Livestream von einem erfahrenen Fahrlehrer abgehalten. Wo die Fahrschüler ihren Praxisunterricht abhalten, bleibt ihnen selbst überlassen. Fahrschulen, die ihren Theorieunterricht an drivEddy auslagern, könnten ihre Fixkosten senken, eine gleichbleibend hohe Unterrichtsqualität garantieren und sich zugleich auf die fahrpraktische Ausbildung konzentrieren.
Der deutsche Führerschein ist in der Krise!
Sobald eine Ausnahmegenehmigung erwirkt ist, können sich die Teilnehmer der Online-Theoriestunden diese anrechnen lassen und ihre Prüfung absolvieren. Lasse Schmitt, CMO und Mitgründer von drivEddy, kommentiert warum die Ausnahmeregelung für die Digitalisierung des Führerscheins jetzt wichtiger ist denn je:
“Der deutsche Führerschein ist in der Krise! Bedingt durch die Corona-Krise stehen 30 Prozent der deutschen Fahrschulen vor dem Aus. Außerdem fehlten Deutschland bereits vor der Pandemie fast 17.000 Fahrlehrer, was im letzten Jahr zu langen Wartezeiten vor der Prüfung führte. Obwohl die Branche dringend eine digitale Infrastruktur benötigt, die das Fahrschulwesen hierzulande modernisiert, fehlt ein Gesetzesentwurf, der Online-Learning in Fahrschulen für gesetzmäßig erklärt hierzulande immer noch. Das liegt zu großen Teilen an der starken Fahrschul-Lobby: Die alteingesessenen Verlage und Institutionen bangen um ihre Marktmacht und unterbinden jegliche Vorschläge, den Fahrschulunterricht digitaler zu gestalten. Der Führerschein ist allerdings ein wirtschaftlich immens wichtiges Gut und unter anderem ein Grundstein der deutschen Autoindustrie:
87 Prozent aller Fahrschüler wollen nach bestandener Prüfung ein Auto kaufen. Durch den Fachkräftemangel konnten im letzten Jahr allerdings 697.500 Fahrschüler keinen Führerschein machen. Daraus ergeben sich knapp 20 Milliarden Euro, welche die Autoindustrie allein in 2019 liegen ließ. Auch für die Fahrschul- und die Versicherungsbranche bedeutet der Fachkräftemangel einen wirtschaftlichen Verlust in Milliardenhöhe. Mit diesem Status quo wollen wir uns nicht abfinden und setzen uns mit unserem Pilotprojekt für eine Digitalisierung des Theorieunterrichts ein. Mit einer Petition wollen wir außerdem 25.000 Unterschriften sammeln und diese anschließend dem Verkehrsministerium vorlegen.”
Keine Einigung zwischen Bund und Ländern
Große Uneinigkeit über die Durchführung herrscht derweil zwischen Bund und Ländern. Während das Bundesverkehrsministerium die Verantwortung für eine Gesetzesänderung bzw. Ausnahmeregelung bei den Ländern sieht, reagierten die Länder unterschiedlich auf die Forderung.
So sieht das Verkehrsministerium von Sachsen keinerlei Handlungsbedarf und schließt die Möglichkeit des E-Learnings beim Fahrschulunterricht gänzlich aus. Das zuständige Ministerium in Nordrhein-Westfalen auf der anderen Seite möchte das Problem im Bund-Länder-Ausschuss besprechen, um eine möglichst bundesweite Regelung zu erreichen. Auch Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich an der Weiterverfolgung von innovativen Ansätzen interessiert.
Robin Stegemann, CEO und Gründer von DrivEddy, kommentiert die Stellungnahmen der Ministerien: “Mit unserem Online-Theorieansatz möchten wir nicht nur die Sicherheit und Gesundheit der Fahrschüler gewährleisten sondern auch kleine Fahrschulen unterstützen. Besonders die kleinen Betriebe mit engen Räumlichkeiten sind derzeit bei der Umsetzung des Theorieunterrichts massiv eingeschränkt. Das wollen wir mit der Möglichkeit von Online-Unterricht ändern. Wir beschäftigen uns bereits seit einigen Jahren mit dieser Thematik und haben neben unserem Blended-Learning-Konzept bereits eine App zum Lernen von Theoriefragen entwickelt. Gerne stellen wir dem Ausschuss mit unserer Expertise beratend zur Seite.”
Alle Infos zur Petition finden Sie unter folgendem Link
drivEddy (www.drivEddy.com) ist der Servicepartner für Fahrlehrer- und schüler. Das Unternehmen möchte Jugendlichen einen übersichtlichen Führerschein mit möglichst wenig Wartezeit ermöglichen und kooperiert dafür mit zahlreichen lokalen Fahrschulen. In der gleichnamigen App können Schüler die Theorie üben, ihren Fortschritt monitoren und Praxisstunden vereinbaren. Die Theoriestunden finden täglich im Eddy Club (www.eddy.club) statt, dem Theorie-Lehrzentrum mit Club-Charakter. Fahrschüler profitieren zusätzlich von einer großen Auswahl an Fahrlehrern, bei denen sie ihre Stunden flexibel buchen können. Das bietet auch Vorteile für die Lehrer, die ihre Zeit dank einem intelligenten Buchungssystem effizienter nutzen können.
Das Unternehmen mit Sitz in Berlin wurde 2018 von Robin Stegemann und Lasse Schmitt gegründet. Der erste Eddy Club befindet sich im Prenzlauer Berg in Berlin. Weitere Standorte folgen in den nächsten Monaten.