Bundesweiter Ärzte-Check: Hier haben Patient:innen die höchsten Chancen auf ein Cannabis-Rezept
Auf einen Blick
- Das Berliner Unternehmen Cantourage untersucht, in welcher Stadt Hausärzte und Hausärztinnen offen gegenüber Cannabis sind
- Nur 27 von 400 angefragten Allgemeinarztpraxen in Deutschland zeigen sich bereit, eine Cannabis-Therapie anzubieten
- Fehlendes Fachwissen als Ursache für mangelndes Angebot
Berlin, 05. Dezember 2023 – In der Schmerztherapie und bei anderen Erkrankungen, wie Schlafstörungen und Depressionen, darf Cannabis bereits seit 2017 verschrieben werden. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ärzte und Ärztinnen das auch tun? Das hat das börsennotierte Unternehmen Cantourage untersucht und insgesamt 400 Allgemeinärzte und -ärztinnen aus den 20 größten deutschen Städten um eine Beratung für eine Cannabis-Therapie gebeten. In der Anfrage zur Cannabis-Behandlung wurde ein fiktiver Fall angegeben, in dem eine Patientin unter Schlafstörungen leidet.
Kaum ein Arzt oder Ärztin bietet eine Therapie mit Cannabis an
Von den insgesamt 400 angefragten Arztpraxen gaben mit 185 Antworten nicht einmal die Hälfte überhaupt eine Rückmeldung – 158 von ihnen gaben sofort per Mail an, dass sie eine Behandlung mit Cannabis nicht anbieten. Nur 27 angefragte Arztpraxen stehen dem Thema offen gegenüber. Sie haben der fiktiven Patientin immerhin eine Beratung oder einen Termin angeboten bzw. nicht sofort abgesagt. In den Städten Dresden, Duisburg, Hamburg, Hannover, Stuttgart und Wuppertal bekam die Patientin keine einzige positive Antwort auf ihre Anfrage. In Hannover und Bochum gab es mit 14 und elf negativen Rückmeldungen die meisten Absagen von Mediziner:innen.
Die meisten positiven Antworten kamen aus Münster und Düsseldorf
Offen gegenüber einer Cannabis-Therapie zeigten sich jeweils vier Ärzte und Ärztinnen in Münster und Düsseldorf. Zwei der Mediziner:innen in Münster wiesen aber bereits in der Mail auf die Hürden einer Cannabis-Therapie hin: Ein Arzt sagte, die Apotheken-Preise seien mit Schwarzmarktpreisen nicht vergleichbar und würden bei durchschnittlich 10.000 Euro pro Patient und Jahr liegen, weshalb es bei Schlafstörungen für einen Antrag bei der Krankenkasse so gut wie keine Aussicht auf Erfolg ergebe. Der andere Arzt wies darauf hin, dass die Verschreibung mit medizinischem Cannabis bei der Krankenkasse beantragt werden müsse. In Düsseldorf teilte ein Arzt hingegen mit, dass Cannabis-Verschreibungen nur mit Privatrezepten möglich sei.
„Unsere Cannabisblüten gibt es mittlerweile bei spezialisierten Versandapotheken für deutlich unter zehn Euro pro Gramm und damit unterhalb des gängigen Schwarzmarktpreises”, erklärt Philip Schetter, CEO des Cannabisunternehmens Cantourage. „Außerdem können Ärzte und Ärztinnen Cannabis verschreiben, ohne dass die Krankenkasse einwilligt. Wie auch einer der Ärzte aus Düsseldorf vorgeschlagen hat, ist dies über ein Privatrezept möglich.“
Falsche Aussagen von den Praxen
Ein Arzt aus Köln antwortete, dass eine Behandlung von Schlafstörungen mit medizinischem Cannabis nicht möglich und der Einsatz auf chronische Erkrankungen und Schmerzen beschränkt sei. Bei einer Praxis in Berlin hieß es, dass Cannabis als Schlafmittel nicht zugelassen sei. Eine weitere Praxis in der Hauptstadt informierte die Patientin, dass sie medizinisches Cannabis nur an Palliativpatient:innen verschreiben können. Eine Praxis aus Leipzig erklärte ebenfalls, dass für die Indikation unserer Patientin eine Cannabis-Therapie nicht zugelassen sei, weil das sehr streng reglementiert und geprüft werde.
Florian Wesemann, medizinischer Direktor der Telecan°, kommentiert die Reaktionen der Ärzte und Ärztinnen: „Dass Cannabis bei Schlafstörungen nicht eingesetzt werden kann, ist schlichtweg falsch. Cannabis kann indikationsoffen verschrieben werden und vor allem bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen, Migräne, ADHS, Depressionen und anderen Krankheiten helfen. Im Falle einer Schlafstörung kann es für leichteres Einschlafen und längeres Durchschlafen sorgen.” Telecan° wurde als Tochterunternehmen von Cantourage im September 2023 gegründet und ist eine Telemedizin-Plattform für medizinisches Cannabis. Auf der Plattform können sich potenzielle Patient:innen von qualifizierten Ärzten und Ärztinnen zu einer Cannabis-Therapie beraten und sich gegebenenfalls THC-Produkte verschreiben lassen.
Absagen als Resultat fehlendem Bewusstsein und Fachwissen
Vermehrt gaben Ärzte und Ärztinnen an, dass ihnen für eine Beratung spezifische Fortbildungen und Qualifikationen fehlen würden. Die meisten Praxen antworteten jedoch nur, dass sie weder Beratungen anbieten noch Cannabis verschreiben. Ein Arzt aus Frankfurt leitete die Patientin an cannabistherapie-spezialisierte Praxen weiter. Häufig wurde auf Krankenkassen, Psychiater:innen, Neurolog:innen oder Schmerztherapeut:innen verwiesen.
„Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass nicht alle Ärzte und Ärztinnen einer Cannabis-Therapie gegenüber aufgeschlossen sind”, so Philip Stetter, CEO bei Cantourage. „Wird medizinisches Cannabis im Zuge der Legalisierung aus dem Betäubungsmittelgesetz (BTMG) genommen, wie es der aktuelle Gesetzesentwurf vorsieht, reduzieren sich hoffentlich auch die Berührungsängste vieler Mediziner:innen mit medizinischem Cannabis, sodass Patient:innen einen einfacheren Zugang zu einer Cannabis-Therapie erhalten,” erläutert er weiter.
Alle Untersuchungsergebnisse finden Sie auch auf dieser Landingpage.
Über die Untersuchung
Cantourage hat jeweils 20 Algemeinmediziner:innen in den 20 größten deutschen Städten angeschrieben und gefragt, ob sie Beratungen zur Cannabis-Therapie anbieten bzw. medizinisches Cannabis verschreiben. Die fiktive Patientin, für die die Praxen angeschrieben wurde, heißt Lisa Wagner, ist 29 Jahre alt und leidet seit der Schulzeit an Schlafstörungen. In der Anfrage wurden die Ärzte und Ärztinnen darüber informiert, dass sie in den vergangenen zehn Jahren schon bei mehreren Ärzten und Ärztinnen in Behandlung war und verschiedene Medikamente verschrieben bekommen hat, darunter auch Lormetazepam und Opipramol. Die Patientin möchte aber auf pflanzliche Mittel zurückgreifen. Medikamente, die beispielsweise Baldrian oder Johanniskraut enthalten, hätten bisher keine Wirkung gehabt.
Cantourage ist ein führendes europäisches Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Medizinpräparaten und Arzneimitteln auf Basis von Cannabis. Das in Berlin ansässige Unternehmen wurde 2019 von Norman Ruchholtz, Dr. Florian Holzapfel und Patrick Hoffmann gegründet. Mit einem erfahrenen Managementteam und seiner „Fast Track Access“-Plattform ermöglicht Cantourage Produzent:innen aus aller Welt, schneller, leichter und kosteneffizienter Teil des wachsenden europäischen Marktes für medizinisches Cannabis zu werden.
Cantourage verarbeitet das Cannabis-Rohmaterial sowie Cannabis-Extrakte der internationalen Produzenten und vertreibt sie in Europa. Dabei stellt das Unternehmen stets die Einhaltung der höchsten europäischen pharmazeutischen Qualitätsstandards sicher. Das Sortiment umfasst getrocknete Blüten, Extrakte, Dronabinol und Cannabidiol. Cantourage wurde am 11. November 2022 an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und wird unter dem Börsenkürzel „HIGH” geführt.