Tonka

Allgemein
  • Berliner Kommunikationsagentur Tonka Communications untersucht 18.122 Brandbriefe an amtierende Ministerpräsident:innen 
  • Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern) erhält im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Brandbriefe – rund 84 pro 100.000 Einwohner:innen, etwa zehn pro Jahr im Amt.
  • Markus Söder polarisiert wie kein anderer Landeschef: Der bayerische Ministerpräsident (CSU) führt mit 5.472 Brandbriefen seit Amtsantritt und durchschnittlich 1,98 pro Tag das Ranking in absoluten Zahlen an.

Berlin, 30. Oktober 2025 – Wir haben ausgewertet, welche:r deutsche Ministerpräsident:in die meisten Brandbriefe erhält – und damit, wo die Landespolitik besonders stark polarisiert. In absoluten Zahlen sind seit ihren Amtsantritten insgesamt 18.122 Brandbriefe an amtierende Ministerpräsident:innen adressiert worden: offene Schreiben von Bürger:innen, Verbänden oder Interessengruppen, in denen Kritik, Forderungen oder Appelle an die Landespolitik gerichtet werden. 

Betrachtet wurde sowohl die einwohner- und jahresbereinigte Resonanz als auch die absolute Anzahl der Brandbriefe seit Amtsantritt. So wird ersichtlich, welche Politiker:innen besonders stark im Fokus der Bürger:innen stehen – unabhängig von der Größe des Bundeslandes.

Spitzenreiterin ist Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern). Auf 100.000 Einwohner:innen entfallen im Schnitt rund 84 Brandbriefe, was etwa zehn pro Jahr ihrer Amtszeit entspricht. Damit wird deutlich, dass in Mecklenburg-Vorpommern Bürger:innen besonders intensiv auf die Landespolitik reagieren.

An zweiter Stelle folgt Daniel Günther (CDU, Schleswig-Holstein). Er erhält rund 54 Zuschriften pro 100.000 Einwohner:innen, umgerechnet etwa 6,5 pro Jahr im Amt, gefolgt von Mario Voigt (CDU, Thüringen) mit etwas mehr als fünf Brandbriefen pro 100.000 Einwohner:innen, was ebenfalls auf rund 6,5 pro Jahr im Amt kommt.

Auch Markus Söder (CSU, Bayern) zählt zu den Top 5: Auf 100.000 Einwohner:innen entfallen 41 Brandbriefe, knapp 5,4 pro Amtsjahr. Komplettiert wird die Spitzengruppe von Peter Tschentscher (SPD, Hamburg), der auf 38 Zuschriften pro 100.000 Einwohner:innen kommt und damit etwa fünf Brandbriefe pro Jahr im Amt erhält.

Am Ende des Rankings finden sich Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt), Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen, Baden-Württemberg) und Hendrik Wüst (CDU, Nordrhein-Westfalen). Sie erhalten im Verhältnis zur Bevölkerung und gerechnet auf ihre Amtsjahre vergleichsweise wenige Zuschriften. Auf 100.000 Einwohner:innen entfallen bei Haseloff und Kretschmann jeweils rund 26 Brandbriefe, pro Jahr im Amt sind es knapp zwei. Für Hendrik Wüst liegt die Zahl noch niedriger: Etwa 6 Brandbriefe pro 100.000 Einwohner:innen entsprechen nur rund 1,6 pro Jahr.

„Brandbriefe sind ein Seismograph für gesellschaftliche Resonanz“, sagt Thomas Rosenwald, Geschäftsführer von Tonka. „Sie zeigen, wie sichtbar und relevant politische Entscheidungen im Alltag der Menschen sind – und dokumentieren zugleich das Engagement der Bürger:innen, die ihre Stimme nutzen, um politische Prozesse aktiv mitzugestalten. Die Analyse von uns zeigt, wo das Bedürfnis nach direkter Ansprache besonders groß ist.

In absoluten Zahlen: Wer erhält die meisten Brandbriefe?
Mit Blick auf die absoluten Zahlen ist Markus Söder (CSU, Bayern) unangefochtener Spitzenreiter. Er führt das bundesweite Ranking mit durchschnittlich 1,98 Brandbriefen pro Tag und insgesamt 5.472 Schreiben seit Amtsantritt deutlich an. Dahinter liegt Olaf Lies (SPD, Niedersachsen), der mit 1,12 Brandbriefen pro Tag auf 155 Schreiben kommt, gefolgt von Hendrik Wüst (CDU, Nordrhein-Westfalen) mit 0,79 pro Tag und insgesamt 1.142 Schreiben. 

Auch hier erreicht Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt) einen vergleichsweise niedrigen Wert angesichts seiner langen Amtszeit: Seit 2011 im Amt, sind durchschnittlich 0,11 Brandbriefe pro Tag an ihn gerichtet worden. 

Über die Analyse
Die Untersuchung wurde von der Kommunikationsagentur Tonka Communications durchgeführt und basiert auf einer systematischen Auswertung der in der Mediendatenbank Genios dokumentierten Berichterstattung zu sogenannten „Brandbriefen“ an die Landespolitik. Für Berlin, Bremen und die Hansestadt Hamburg wurden die jeweiligen Bürgermeister:innen in die Analyse einbezogen. Für jede Ministerpräsidentin und jeden Ministerpräsidenten wurde die Zahl der relevanten Treffer erfasst und tagesgenau ins Verhältnis zur individuellen Amtszeit gesetzt, um die durchschnittliche Resonanz pro Amtstag zu bestimmen. Datengrundlage war der Datenstand zum Stichtag 7. Oktober 2025. Die Recherche erfolgte auf Basis spezifischer Suchbegriffe („Brief an“ + Personenfilter, „Brandbrief an“ + Personenfilter, „Brandbrief an Ministerpräsident:in XY“ sowie  „Brandbrief an XY“). Zur Gewährleistung der Datenqualität wurden Dopplungen bereinigt.