Trotz 10-jährigem EU-Verbot: Deutsche Unternehmen diskriminieren weiterhin ausländische IBANs

Brüssel, 19. November 2024
Credit: Eduardo Soares

Auf einen Blick

  • Die Initiative Accept my IBAN hat von März 2021 bis Juli 2024 über 4.100 Fälle von IBAN-Diskriminierung innerhalb des SEPA-Raumes registriert
  • 16 Prozent aller gemeldeten Fälle betreffen deutsche Unternehmen
  • In Deutschland treten die meisten Diskriminierungen im Finanzsektor auf, gefolgt von Problemen bei Zahlungen im öffentlichen Sektor

Brüssel, 19. November 2024 – IBAN-Diskriminierung ist mittlerweile seit zehn Jahren durch eine EU-Verordnung verboten. Wer allerdings in Deutschland leben und arbeiten möchte und ein Bankkonto im Ausland nutzen möchte, bekommt jedoch oftmals Schwierigkeiten: Die im Jahr 2021 vom Technologieunternehmen Wise (www.wise.com) gegründete Initiative Accept my IBAN hat in den vergangenen drei Jahren über 4.100 Fälle von IBAN-Diskriminierung innerhalb des SEPA-Raumes registriert. Obwohl es seit 2014 illegal ist, Zahlungen mit internationalen IBANs aus einem der SEPA-Teilnehmerländer abzulehnen, melden nach wie vor viele Verbraucher:innen Probleme.

Deutsche Zahlungsverfahren sind oft nur für deutsche IBANs konfiguriert
Über 650 Fälle von IBAN-Diskriminierung hat die Initiative in Deutschland registriert – das entspricht 16 Prozent aller gemeldeten Fälle. Nur in Frankreich und Spanien sind es mehr (28 bzw. 20 Prozent aller registrierten Fälle). Mit einer ausländischen IBAN beispielsweise einen Internet- oder Handyvertrag in Deutschland abzuschließen, kann sich als schwierig gestalten. Denn die meisten registrierten Fälle bei deutschen Unternehmen betreffen Vodafone. Auf dem zweiten Platz liegt mit 19 Beschwerden O2/Teleónica, ein weiteres Telekommunikationsunternehmen. Den dritten Platz hinsichtlich der Anzahl der Beschwerden teilen sich drei Unternehmen: Mit der Telekom reiht sich ein weiteres Telekommunikationsunternehmen in das Ranking ein. Außerdem betreffen vermehrt Beschwerden die Commerzbank und das Deutschlandticket.

Mehr als ein Viertel der Fälle von IBAN-Diskriminierung in Deutschland betrifft die Finanzbranche
Zahlungsverfahren von Unternehmen oder Institutionen aus der Finanzbranche stellen Verbraucher:innen in Deutschland am häufigsten vor Probleme – insgesamt 28 Prozent der erfassten Fälle stammen aus der Branche. Häufiger erwähnt werden beispielsweise die Sparkasse, PayPal oder ING-DiBa, weil Überweisungen auf internationale IBANs nicht akzeptiert werden oder Verbraucher:innen sich mit ihren ausländischen IBANs nicht registrieren bzw. anmelden können. Auf dem zweiten Platz befinden sich die Beschwerden im öffentlichen Sektor: In 17 Prozent der registrierten Fälle konnten beispielsweise Zahlungen bei den Städten oder Verkehrsbetrieben nicht abgeschlossen werden – die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) tauchen in den Beschwerden immer wieder auf. Auf dem dritten und vierten Platz liegen die Telekommunikationsbranche und der E-Commerce-Sektor mit 15 bzw. 14 Prozent. Unternehmen, gegen die mehrere Beschwerden vorliegen, sind beispielsweise LIDL, Amazon oder Check24.

Die registrierten Fälle im Finanzsektor machen nicht nur deutschlandweit, sondern auch europaweit den größten Teil aus: 26 Prozent sind auf die Finanzbranche zurückzuführen. Im letzten Jahr führte die Telekommunikationsbranche das Europa-Ranking an, welches in diesem Jahr mit 24 Prozent aller Fälle auf dem zweiten Platz landet. In 16 Prozent der Fälle wurde IBAN-Diskriminierung bei Unternehmen aus dem öffentlichen Sektor gemeldet – Platz drei des Rankings.

Magali Van Bulck, Head of EMEA Policy bei Wise, sagt:Seit 2014 ist die IBAN-Diskriminierung im SEPA-Raum gesetzlich untersagt. Dennoch erleben wir weiterhin, dass viele Unternehmen das Gesetz ignorieren – ein Hindernis, das die Freizügigkeit innerhalb der EU erheblich beeinträchtigt. Besonders besorgniserregend ist die mangelnde Durchsetzung durch die zuständigen Behörden in den betroffenen Ländern. Angesichts der Bestrebungen der EU, das Arbeiten und Leben im Binnenmarkt zu vereinfachen, ist es von größter Bedeutung, dass die Regelungen endlich konsequent umgesetzt werden. Nur so kann der SEPA-Raum wirklich barrierefrei funktionieren.“

  • Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Ländervergleich finden Sie hier.
  • Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung in Deutschland nach Branchen finden Sie hier.
  • Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Raum nach Branchen finden Sie hier.
  • Eine Übersicht der IBANs, die im SEPA-Raum am häufigsten diskriminiert wurden, finden Sie hier.
  • Beispiele zu Fällen aus Deutschland oder mit einer deutschen IBAN finden Sie hier.

Über Accept my IBAN
Accept My IBAN ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für ein Ende der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Raum einsetzen, indem sie das Ausmaß der Problematik erfassen und aufzeigen. Bei der Gründung bestand die Koalition aus den Fintechs Wise (Gründer), N26, Revolut, Klarna, SumUp, raisin. Seitdem haben sich viele Organisationen der Koalition angeschlossen: Starling, Fire, Monese, Finom, Railsr, estnisches E-Residency-Programm, Contis, ConnectPay, Payoneer, Monneo, Modulr, Safenetpay, RationalFX, Yuropay, Truelayer, IAMTN.

Über Wise

Wise (www.wise.com) ist ein globales Technologieunternehmen, das die beste Art und Weise entwickelt, das Geld der Welt zu bewegen und zu verwalten. Mit dem Wise-Konto und Wise Business können Menschen und Unternehmen 40 Währungen halten, Geld zwischen Ländern bewegen und Geld im Ausland ausgeben. Auch große Unternehmen und Banken nutzen die Technologie von Wise – ein völlig neues Netzwerk für das Geld der Welt. Wise ist eines der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Technologieunternehmen der Welt. Es wurde 2011 gegründet und ist an der Londoner Börse unter dem Kürzel WISE notiert. Im Geschäftsjahr 2024 unterstützte Wise rund 12,8 Millionen Menschen und Unternehmen, wickelte mehr als 142 Milliarden Euro an grenzüberschreitenden Transaktionen ab und sparte den Kunden über 2,2 Milliarden Euro.

 
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