Faszination Katastrophentourismus in Deutschland: Hier ist Nervenkitzel garantiert
Berlin, 1. Juli 2024 – Deutschland ist bekannt für Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, den Kölner Dom oder Schloss Neuschwanstein. Aber immer häufiger wollen Touristen mehr als klassisches Sightseeing und tauschen Stadtrundfahrt gegen schaurige Schauplätze. Dark Tourism, zu Deutsch auch als Katastrophentourismus bezeichnet, nennt sich der Trend, bei dem Menschen Orte besuchen, die mit Tod, Tragödie und dem Makabren verbunden sind. Dabei bleibt es stets eine heikle Gratwanderung zwischen Voyeurismus und geschichtlicher Aufklärung.
Die private Wirtschaftsschule Berlin School of Business and Innovation (BSBI) hat mit Blick auf die Urlaubssaison die Top 8 der deutschlandweit bekanntesten Dark Tourism Spots zusammengestellt und ein Ranking bezüglich ihres monatlichen globalen Suchvolumens auf Google erstellt:
1. Ehemalige Zentrale Hitlers: Der Führerbunker (56.000 Suchanfragen)
Der Führerbunker war ein unterirdischer Bunker im Zentrum Berlins, der während des Zweiten Weltkriegs von Adolf Hitler als Führungszentrale genutzt wurde. Nach dem Krieg wurde der Bunker zwar größtenteils zerstört, der Grundriss wurde jedoch wiederentdeckt und ist heute Teil einer Gedenkstätte, die jährlich Tausende von Besucher:innen zählt. Interessierte können dort spannende Informationen über die letzten Tage des Dritten Reiches und das Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren. Der Ort dient als Mahnmal und Erinnerung an die Schrecken des Krieges und die Konsequenzen des Nationalsozialismus. Mit 56.000 Anfragen wurde der Führerbunker am häufigsten auf Google gesucht. Besonders in den USA besteht ein großes Interesse: über 15.000 Suchanfragen stammen aus den Vereinigten Staaten.
2. Erstes errichtete Konzentrationslager in Dachau (28.000 Suchanfragen)
Das Konzentrationslager Dachau wurde unter dem englischen Begriff „Dachau concentration camp“ mit 28.000 Anfragen am zweithäufigsten auf Google gesucht. 16.000 Mal insgesamt wurde der Begriff allein in den USA nachgeschlagen und damit 4.000 Mal mehr als das deutsche Pendant „KZ Dachau“. Das in der Nähe von München gelegene Konzentrationslager war das erste von den Nationalsozialisten errichtete KZ und diente als Modell für spätere Lager. Heute ist es eine Gedenkstätte, die jährlich rund 800.000 Besucher:innen verzeichnet, welche dort mehr über die Gräueltaten der NS-Zeit erfahren und den Opfern gedenken können.
3. True Crime Ort Hinterkaifeck (24.000 Suchanfragen)
Der kleine Ortsteil Hinterkaifeck der Gemeinde Waidhofen in Bayern ist heute vor allem bei True Crime Fans beliebt. Bekannt wurde es durch ein ungelöstes Verbrechen im Jahr 1922, bei dem sechs Bewohner:innen des Ortes auf brutale Weise ermordet wurden. Zahlreiche Besucher:innen, die sich für Kriminalgeschichte und ungelöste Fälle interessieren, zog es bereits nach Hinterkaifeck, obwohl der genaue Ort des Mordgeschehens inzwischen überbaut wurde. Mit 24.000 Google-Suchanfragen liegt der kleine Ort mit schauriger Geschichte auf dem dritten Platz. Dabei stammen fast 6.000 Anfragen aus den Vereinigten Staaten, knapp zweieinhalbtausend aus den Niederlanden und etwas mehr als 7.000 aus Deutschland.
4. Abhörstation Teufelsberg in Grunewald, Berlin (22.000 Suchanfragen)
Der aus Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstandene Teufelsberg liegt im Berliner Stadtteil Grunewald. Die ehemalige Abhörstation „Field Station Berlin“ der US-amerikanischen und britischen Geheimdienste aus der Zeit des Kalten Krieges besuchen jährlich etwa 50.000 Menschen. Heute ist der Teufelsberg vor allem wegen seiner beeindruckenden Aussicht über die Hauptstadt, der verfallenen Radarkuppeln und der Street-Art-Kunstwerke beliebt. 22.000 Mal suchten Menschen weltweit im vergangenen Monat nach dem Begriff Teufelsberg. Der Großteil der Anfragen stammt aus Deutschland.
5. Beelitz-Heilstätten – Sanatoriumskomplex in Brandenburg (18.000 Suchanfragen)
Eine weiterer Dark Tourism Spot ist der ehemalige Sanatoriumskomplex Beelitz-Heilstätten. Heute ist er vor allem wegen seiner historischen Architektur – eine spannende Mischung aus verlassenen Gebäuden und sanierten Bereichen – für Besucher:innen interessant. Ursprünglich 1898 erbaut, diente das Gebäude zur Behandlung von Tuberkulose-Patient:innen und später als Lazarett in beiden Weltkriegen. Jährlich locken die Heilstätten etwa 30.000 neugierige Reisende an, die dort an geführten Touren teilnehmen können. Um die 18.000 Google-Suchanfragen sind zu den Beelitz-Heilstätten vermerkt und somit landen sie auf dem fünften Platz des Rankings.
6. Gedenkstätte Hohenschönhausen – Untersuchungshaftanstalt der Stasi (9.300 Suchanfragen)
Die Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin ist ein ehemaliges Stasi-Gefängnis, das während der Zeit der DDR der Inhaftierung und dem Verhör von politischen Gefangenen diente. Mehr als 300.000 Besucher:innen zieht es jährlich in die Gedenkstätte, die dort geführte Touren durch die Gefängnisanlagen unternehmen und etwas über die politische Repression sowie Menschenrechtsverletzungen während der deutschen Teilung erfahren können. Rund 9.300 Mal wurde nach Hohenschönhausen insgesamt gegoogelt, nach Deutschland stammen die meisten Suchanfragen aus Dänemark.
7. Naturschutzgebiet Ofnethöhlen bei Hohlheim (200 Suchanfragen)
Um die Ofnethöhlen im bayerischen Nördlingen ranken sich nach einem grausigen Fund zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Vermutungen. Forschende fanden dort 33 Schädel, die zum Teil mit Schmuckbeigaben bestückt waren. Bis heute kann nur spekuliert werden, dass es sich dabei wahrscheinlich um die Überreste schauriger Rituale handelt, die in den Ofnethöhlen vor über 10.000 Jahren stattfanden. Jährlich ziehen die Höhlen, die Teil eines Naturschutzgebiets sind, mehr als 10.000 neugierige Höhlengänger:innen an. 200 Mal wurden die Ofnethöhlen im vergangenen Monat gesucht.
8. Beinhaus der Michaelskapelle in Oppenheim (100 Suchanfragen)
Von außen mag man es ihr vielleicht nicht ansehen, von innen hat es die Michaelskapelle in Oppenheim aber in sich. Ein Blick durch die Gitterstäbe in das größte Beinhaus Deutschlands eröffnet die Sicht auf Schädel und Knochen von knapp 3.000 Menschen. Diese wurden infolge einer Bevölkerungsexplosion und des einhergehenden Platzmangels auf den örtlichen Friedhöfen ausgegraben und dort aufgetürmt. Die zahlreichen Überreste können Dark Tourism Fans bei einer Führung besichtigen. Mit etwa 100 Suchanfragen landet die Michaelskapelle als echter Geheimtipp auf dem achten Platz des Rankings.
„Ich sehe vor allem die Komplexität hinter dem aufkommenden Reisetrend ‚Dark Tourism‘. Neben der faszinierenden Anziehungskraft des Unheimlichen und Verlorenen, die uns an diese Orte des Schmerzes und der Tragödie führt, werden wir gleichzeitig auch an die schwierigen Kapitel der Geschichte erinnert und erweitern unser Wissen über längst Vergessenes. Wir sollten die Vielfalt an Dark Tourism-Spots in Deutschland, aber auch weltweit schätzen und uns um die Erhaltung für Folgegenerationen bemühen“, kommentiert Dr. Kamilia Kentra, Dozentin an der BSBI und Tourismus-Expertin.
Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) ist eine private Wirtschaftsschule mit Hauptsitz in Berlin und Standorten in Paris, Athen, Hamburg und Barcelona. Seit der Eröffnung 2018 bietet sie ihren Studierenden englischsprachige Bachelor- sowie Master- und Promotionsstudiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft, Computerwissenschaft, Informatik sowie Marketing, Tourismus und Hospitality Event Management an. Die mit dem Education 2.0 – Outstanding Organisation Award ausgezeichnete Wirtschaftsschule kombiniert Blended Learning mit traditionellem Unterricht und wird von mehr als 7.500 Studierenden und rund 3.800 Alumni aus 112 Ländern besucht. Um die internationale Ausrichtung der Schule zu gewährleisten, kooperiert die BSBI mit diversen akademischen Partnern und ist als Erasmus+ Organisation registriert. Zudem ist die BSBI Teil der GUS Germany GmbH (GGG), einem dynamischen Netzwerk von Bildungseinrichtungen mit mehr als 15.000 Studierenden an Standorten in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Aktuelle Informationen zur BSBI finden Sie auch auf Instagram, Facebook, Twitter, YouTube, LinkedIn und TikTok.