Europaweit mehr als 2.200 Fälle von IBAN-Diskriminierung: Jede zweite Beschwerde betrifft deutsche IBAN
Auf einen Blick
- Die Initiative Accept my IBAN hat von März 2021 bis August 2022 über 2.200 Fälle von IBAN-Diskriminierung in der EU registriert.
- Jede zweite Beschwerde betrifft die Verwendung einer deutschen IBAN im EU-Ausland, zwölf Prozent aller Fälle beziehen sich auf Unternehmen mit Sitz in Deutschland.
- In Deutschland treten die meisten Diskriminierungen im Finanzsektor auf, gefolgt von E-Commerce- und Telekommunikationsunternehmen.
Brüssel, Oktober 2022 – Mehr als 2.200 Fälle von IBAN-Diskriminierung hat die Initiative Accept my IBAN seit ihrem Bestehen registriert. Die im März 2021 gegründete Koalition europäischer Technologie- und Finanzunternehmen sammelt Berichte von Verbraucher:innen, denen aufgrund ihrer IBAN innerhalb der EU ein Bezahlvorgang oder Vertragsabschluss verweigert oder erschwert wurde. Eine aktuelle Auswertung der Meldungen zeigt nun: Personen mit deutschen IBANs scheinen die Problematik besonders gut zu kennen, die seit 2014 per EU-Verordnung verboten ist.
Wenn ein deutsches Konto bei Aufenthalten im EU-Ausland zum Problem wird
Jede zweite der insgesamt über 2.200 Beschwerden stammt von Menschen, die mit ihrer deutschen IBAN im Ausland einen Bezahlvorgang oder Vertrag abschließen wollten. Dieses Szenario ist besonders wahrscheinlich bei Expats, aber in Zeiten von Homeoffice auch für viele Berufe denkbar, die ortsunabhängig ausgeübt werden können.
Welche Probleme dadurch auftreten können, zeigen die dort registrierten Fälle: So wird Personen mit ausländischen IBANs bspw. in vielen Ländern der Zugang zur gesetzlichen Gesundheits- und Krankenkasse verwehrt. Diese Versicherung ist auch für Arbeitnehmer:innen aus Deutschland verpflichtend. Zudem ist das System so geregelt, dass Patient:innen zunächst in Vorkasse gehen und den Betrag anschließend anteilig erstattet bekommen. Ohne Versicherung bleibt diese Zahlung aus.
Wo EU-IBANs in Deutschland Probleme machen
Für Zahlungsvorgänge in Deutschland mit einer nicht-deutschen IBAN verzeichnet die Initiative Accept my IBAN zwölf Prozent aller gemeldeten Fälle. Die meisten Probleme mit einem Anteil von 28 Prozent betreffen Unternehmen oder Institutionen aus der Finanzbranche. In der deutschen E-Commerce-Branche kommen mit 21 Prozent am zweithäufigsten Schwierigkeiten mit nicht-deutschen IBANs auf, gefolgt von der Telekommunikationsbranche mit 17 Prozent. Aber auch der öffentliche Sektor ist betroffen (8 Prozent).
IBAN Diskriminierung verhindern
Obwohl IBAN-Diskriminierung seit 2014 durch die europäische SEPA-Verordnung 260/2012 in der EU verboten ist, sehen sich europaweit viele Menschen mit diesem Problem konfrontiert. Um darauf aufmerksam zu machen, leitet Accept my IBAN die gesammelten Erkenntnisse an die Europäische Kommission weiter. Das Exekutivorgan der EU ist u. a. für die Einhaltung der SEPA-Vorschriften in der EU zuständig und hat bereits Vertragsverletzungsverfahren gegen Mitgliedstaaten wie Spanien eingeleitet. In Frankreich wurden bereits Schritte ergriffen, um das Problem einzudämmen: Im November 2021 hat die französische Behörde für Konsumentenschutz Strafen in Höhe von 375.000 Euro für Unternehmen eingeführt.
Arun Tharmarajah, Head of Europe bei Wise, sagt: „Obwohl das Gesetz Verbraucherinnen und Verbraucher seit Jahren schützen soll, gibt es tausende Fälle von IBAN-Diskriminierung in der EU. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch viel höher liegen, da viele Menschen gar nicht wissen, dass diese Praxis verboten ist. Es ist erfreulich, dass Frankreich mit finanziellen Strafen entschieden vorangeht und wir hoffen, dass sich andere Länder diesem Beispiel anschließen, um Verbraucher:innen künftig besser zu schützen.”
Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung in Deutschland nach Branchen finden Sie hier.
Beispiele von Fällen aus Deutschland sowie dazugehörige Beweisbilder finden Sie hier.
Über Accept my IBAN
Accept My IBAN ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für ein Ende der IBAN-Diskriminierung in der EU einsetzen, indem sie das Ausmaß der Problematik erfassen und aufzeigen. Bei der Gründung bestand die Koalition aus den Fintechs Wise (Gründer), N26, Revolut, Klarna, SumUp, raisin. Seitdem haben sich viele Organisationen der Koalition angeschlossen: Starling, Fire, Monese, Finom, Railsbank, estnisches E-Residency-Programm, Contis, ConnectPay, Payoneer, Monneo, Modulr, Safenetpay, RationalFX, Yuropay
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