Kommentar zu Meta AI: KI-Training mit Userdaten – richtig oder falsch?
Auf einen Blick
- US-Konzern Meta will seine Software Meta AI künftig mithilfe von Userdaten trainieren
- Vorhaben aufgrund von europäischem Datenschutzrecht vorerst gestoppt
- Dr. Farshad Badie, Dekan der Fakultät für Informatik der Berlin School of Business and Innovation, kommentiert, welche Potenziale, aber auch datenschutzrechtliche und ethische Bedenken es bei dem KI-Training mit sensiblen Userdaten gibt
Berlin, 16. Juli 2024 – Die neuen Datenschutzrichtlinien für diverse Meta-Plattformen wie Facebook und Instagram stießen in Europa auf große Kritik. Besonders Daten- und Verbraucherschützer:innen sehen Rechtsverletzungen im Vorhaben. Das KI-Training mit User-Posts verstoße eindeutig gegen das europäische Datenschutzgesetz. Das Ergebnis: Der Start von KI-Software “Meta AI” ist in Europa vorerst aufgeschoben, doch nicht aufgehoben. Meta hält an seinem Vorhaben fest und wird trotz des Widerstands weiterhin versuchen, dieses in naher Zukunft durchzusetzen.
Dr. Farshad Badie, Dekan der Fakultät für Informatik der Berlin School for Business and Innovation (BSBI) beschäftigt sich unter anderem mit der Philosophie der künstlichen Intelligenz und sieht im KI-Training mit Userdaten großen Nutzen für die Weiterentwicklung im KI-Forschungsbereich. Für ihn müssen hierbei jedoch auch die ethischen Bedenken und die möglichen Verletzungen der Privatsphäre mitgedacht werden.
Ohne Userdaten keine technologischen Fortschritte
“Große Datenmengen sind für das Training von KI-Modellen generell essentiell, um die Leistungsfähigkeit und Genauigkeit der Softwares zu verbessern. Die Meta AI erstellt, ähnlich wie andere KI-Softwares, Texte sowie Bilder und beantwortet Fragen der Benutzer:innen. Damit dies möglichst gut funktioniert, wird die KI mit Daten trainiert. Mithilfe von Userdaten im Trainingsprozess der Meta AI sind erhebliche technologische Fortschritte, wie beispielsweise personalisierte Dienste, innovative Forschungsergebnisse, Sicherheitsverbesserungen oder Anpassungen an Trends möglich. Damit hätte Meta einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen KI-Anbieter:innen. Auch der Aspekt, dass es sich hierbei um lokale Daten handelt, ist interessant. Die meisten Sprachmodelle werden mit US-Daten trainiert und weisen somit einen Bias auf. Mit Posts aus aller Welt zum Trainieren der KI-Software würden Benutzer:innen-Stereotypen aufgebrochen werden. Das ist auch ein Argument von Meta für die Daseinsberechtigung der KI in Europa: Ohne das Anlernen mit lokalen, europäischen Daten, kann kein erstklassiges Ergebnis einer vollumfänglichen Meta AI-Software geboten werden. In Ländern wie USA, Kanada, Neuseeland oder auch Australien wird Meta AI schon genutzt und ist ebenfalls in WhatsApp oder Facebook Messenger als Chatbot integriert.”
Datenschutzbedenken sollten dennoch ernst genommen werden
“Für mich ist die Privatsphäre der Benutzer:innen ein grundlegendes Recht, das nicht leichtfertig geopfert werden darf. Im Vordergrund sollte die transparente und vollständige Aufklärung über die Nutzung der Daten von Usern stehen. Auch wenn Meta seinen Usern eine Widerspruchsoption (Opt-out Mechanismus) eingeräumt hat, ist diese nicht ausreichend. Sie sollten die echte Wahlmöglichkeit haben, diese Nutzung zu akzeptieren oder abzulehnen. Besonders bei privaten Posts, die nur in kleinen Gruppen geteilt werden, wäre eine solche zweckändernde Nutzung nur mit einer eindeutigen Einwilligung (Opt-in Mechanismus) möglich. Meta muss sicherstellen, dass die neuen Richtlinien leicht zugänglich und bedienungsfreundlich sind. Darüber sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Anonymität der User sicherzustellen, sodass keine Rückschlüsse auf individuelle Personen möglich sind.”
Meta muss sich seiner ethischen Verantwortung bewusst sein
“Aus einer ethischen Perspektive betrachtet, sollte die Datennutzung den Grundsätzen der Fairness und Gerechtigkeit entsprechen. Für den US-Konzern bedeutet das konkret, potenzielle Verzerrungen und Diskriminierungen von Menschengruppen in den KI-Modellen zu berücksichtigen. Das Unternehmen trägt die Verantwortung, diese zu identifizieren und zu minimieren. Nur durch eine sorgfältige Balance zwischen Innovation und Datenschutz können wir sicherstellen, dass die Entwicklung und Anwendung von KI zum Wohle der Gesellschaft beiträgt.”
Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) ist eine private Wirtschaftsschule mit Hauptsitz in Berlin und Standorten in Paris, Athen, Hamburg und Barcelona. Seit der Eröffnung 2018 bietet sie ihren Studierenden englischsprachige Bachelor- sowie Master- und Promotionsstudiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft, Computerwissenschaft, Informatik sowie Marketing, Tourismus und Hospitality Event Management an. Die mit dem Education 2.0 – Outstanding Organisation Award ausgezeichnete Wirtschaftsschule kombiniert Blended Learning mit traditionellem Unterricht und wird von mehr als 7.500 Studierenden und rund 3.800 Alumni aus 112 Ländern besucht. Um die internationale Ausrichtung der Schule zu gewährleisten, kooperiert die BSBI mit diversen akademischen Partnern und ist als Erasmus+ Organisation registriert. Zudem ist die BSBI Teil der GUS Germany GmbH (GGG), einem dynamischen Netzwerk von Bildungseinrichtungen mit mehr als 15.000 Studierenden an Standorten in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Aktuelle Informationen zur BSBI finden Sie auch auf Instagram, Facebook, Twitter, YouTube, LinkedIn und TikTok.