IBAN-Diskriminierung: Kein Deutschlandticket für alle
Auf einen Blick
- Die Initiative Accept my IBAN hat von März 2021 bis Ende Juni 2023 rund 3.200 Fälle von IBAN-Diskriminierung innerhalb des SEPA-Raumes registriert.
- Ein Viertel der Beschwerden betrifft die Verwendung einer deutschen IBAN im Ausland, rund 13,4 Prozent aller Fälle beziehen sich auf Unternehmen mit Sitz in Deutschland.
- In Deutschland treten die meisten Diskriminierungen im Finanzsektor auf, gefolgt von Telekommunikations- und E-Commerce-Unternehmen.
Brüssel, 19. Juli 2023 – Die Initiative Accept my IBAN hat in den vergangenen zwei Jahren rund 3.200 Fälle von IBAN-Diskriminierung innerhalb des SEPA-Raumes registriert. Die im März 2021 gegründete Koalition europäischer Technologie- und Finanzunternehmen sammelt Berichte von Verbraucher:innen, denen aufgrund ihrer IBAN in einem der SEPA-Teilnehmerländer ein Bezahlvorgang, Vertragsabschluss oder Empfang von Geld verweigert oder erschwert wurde – denn das ist seit 2014 durch eine EU-Verordnung verboten.
Eine aktuelle Auswertung des Technologieunternehmens Wise (www.wise.com) zeigt: Ein Viertel (25,3 Prozent) und damit die meisten der bisher rund 3.200 registrierten Fälle betrifft Verbraucher:innen mit einer deutschen IBAN im SEPA-Raum. In mehr als 800 Fällen konnten Betroffene mit ihrer deutschen IBAN eine Zahlung nicht abschließen. Gleichzeitig ist Deutschland das Land mit den drittmeisten Fällen von Diskriminierung ausländischer IBANs.
Deutsche Zahlungsverfahren sind oft nur für deutsche IBANs konfiguriert
Über 400 Fälle von IBAN-Diskriminierung sind in Deutschland registriert – das entspricht 13,4 Prozent aller gemeldeten Fälle. Nur in Spanien und Frankreich sind es mehr (21,7 bzw. 32,2 Prozent aller registrierten Fälle). Häufig sind die Zahlungsverfahren so konfiguriert, dass sie nur eine bestimmte Anzahl an Zeichen für die Eingabe der IBAN zulassen: Eine deutsche IBAN hat 22 Zeichen, per Definition darf sie aber bis zu 34 Stellen umfassen. Während eine norwegische IBAN beispielsweise 15 Stellen hat, umfasst die IBAN in Malta sogar 31 Stellen. Bei vielen Unternehmen in Deutschland müssen aber genau 22 Zeichen bei der IBAN eingegeben werden, damit diese vom System als gültig anerkannt wird. Menschen mit nicht-deutscher IBAN können aus dem Grund dann etwa ihre Überweisungen oder Bestellungen in deutschen Onlineshops, unter anderem beim Kauf des Deutschlandtickets, nicht abschließen.
Ein Viertel der Fälle von IBAN-Diskriminierung in Deutschland betrifft die Finanzbranche
Zahlungsverfahren von Unternehmen oder Institutionen aus der Finanzbranche stellen Verbraucher:innen in Deutschland am häufigsten vor Probleme – Insgesamt 26,6 Prozent der erfassten Fälle. Auch die Systeme der deutschen Telekommunikationsbranche haben Schwierigkeiten mit nicht-deutschen IBANs. In 16,6 Prozent der registrierten Fälle können beispielsweise Handy- und Internetverträge nicht abgeschlossen werden. Die E-Commerce-Branche folgt mit 15,4 Prozent. Auf den öffentlichen Sektor fallen in Deutschland 13,3 Prozent der registrierten Fälle.
Europaweit sind die meisten Fälle auf die Telekommunikationsbranche zurückzuführen: In 25,6 Prozent der Fälle wurde IBAN-Diskriminierung bei Unternehmen aus dem Sektor gemeldet. Der Finanzsektor folgt knapp dahinter mit 24,8 Prozent. Auf dem dritten Platz der Branchen mit den meisten IBAN-Diskriminierungsfällen im SEPA-Raum befindet sich der öffentliche Sektor mit 15,9 Prozent.
Arun Tharmarajah, Head of Europe bei Wise, sagt: „Die Europäische Kommission hat am 28. Juni einen wichtigen Schritt gemacht, um Verbraucherrechte weiter zu verbessern. Indem die Zahlungsdiensteichlinie (PSD2) geändert und zur PSD3 modernisiert wurde, hat die Kommission das Verbot der IBAN-Diskriminierung in der EU, insbesondere für das Open Banking, erneut bekräftigt, was wir sehr begrüßen. Es ist unverständlich und veraltet, dass Verbraucher:innen im Binnenmarkt immer noch von ihrer Bank, dem öffentlichen Dienst oder Telekommunikationsanbietern die Verwendung der IBAN eines Nachbarlandes verweigert wird. Für ein modernes und einiges Europa müssen Verbraucherrechte dringend stärker geschützt werden“.
Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Ländervergleich finden Sie hier.
Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung in Deutschland nach Branchen finden Sie hier.
Eine Übersicht der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Raum nach Branchen finden Sie hier.
Eine Übersicht der IBANs, die im SEPA-Raum am häufigsten diskriminiert wurden, finden Sie hier.
Beispiele zu Fällen aus Deutschland oder mit einer deutschen IBAN finden Sie hier.
Über Accept my IBAN
Accept My IBAN ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für ein Ende der IBAN-Diskriminierung im SEPA-Raum einsetzen, indem sie das Ausmaß der Problematik erfassen und aufzeigen. Bei der Gründung bestand die Koalition aus den Fintechs Wise (Gründer), N26, Revolut, Klarna, SumUp, raisin. Seitdem haben sich viele Organisationen der Koalition angeschlossen: Starling, Fire, Monese, Finom, Railsr, estnisches E-Residency-Programm, Contis, ConnectPay, Payoneer, Monneo, Modulr, Safenetpay, RationalFX, Yuropay, Truelayer, IAMTN.
Wise (www.wise.com) ist ein globales Technologieunternehmen, das die beste Art und Weise entwickelt, das Geld der Welt zu bewegen und zu verwalten. Mit dem Wise-Konto und Wise Business können Menschen und Unternehmen 40 Währungen halten, Geld zwischen Ländern bewegen und Geld im Ausland ausgeben. Auch große Unternehmen und Banken nutzen die Technologie von Wise – ein völlig neues Netzwerk für das Geld der Welt. Wise ist eines der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Technologieunternehmen der Welt. Es wurde 2011 gegründet und ist an der Londoner Börse unter dem Kürzel WISE notiert. Im Geschäftsjahr 2024 unterstützte Wise rund 12,8 Millionen Menschen und Unternehmen, wickelte mehr als 142 Milliarden Euro an grenzüberschreitenden Transaktionen ab und sparte den Kunden über 2,2 Milliarden Euro.