UN-Ziel in Gefahr: Menschen in G20-Staaten zahlen 9,8 Milliarden Euro für Auslandsüberweisungen

London, 23. September 2021
Credit: Markus Winkler

Auf einen Blick

  • Analyse von Weltbank-Daten zeigt: In G20-Staaten sind Gebühren für Auslandsüberweisungen noch mehr als doppelt so hoch wie von der UN bis 2030 gefordert 
  • In Deutschland werden 2021 geschätzt über 850 Mio. Euro zu viel bezahlt, zweithöchster Betrag unter den G20-Ländern
  • Preistransparenz führt zu niedrigeren Kosten durch erhöhte Konkurrenz

London, 23. September 2021 – Am 30. und 31. Oktober findet das diesjährige G20-Treffen in Rom statt. Zusammen werden sich die Staatsführungen der stärksten Industrienationen unter anderem über ihr ökonomisches Ziel des Wohlstands für alle beraten. Dazu gehört auch der Abbau von Ungleichheiten, ein Punkt der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, unter dem auch die Kosten von Remissen bis 2030 gesenkt werden müssen (UN SDG 10c). Diese Überweisungen an Familien und Bekannte im Ausland bilden die Lebensgrundlage von hunderten Millionen Menschen auf der Welt.

Dass die Mehrheit der teilnehmenden Staaten jedoch noch weit von ihrer Zielvorgabe von drei Prozent Überweisungskosten entfernt sind, zeigt Wise in einer aktuellen Berechnung mit Daten der Weltbank. Dem Technologieunternehmen für Multi-Währungs-Konten und internationale Überweisungen zufolge müssen betroffene Personen aus 13 der 20 Länder, darunter Deutschland, die USA und Frankreich, allein dieses Jahr über vier Milliarden Euro zu viel für die erforderlichen Transaktionen zahlen.

Gebühren aktuell mehr als doppelt so hoch
Insgesamt müssen die Menschen in den 13 Ländern, die von der Weltbank als sog. Remissen-Sender eingestuft werden, geschätzt 9,8 Mrd. Euro für die Transaktionen im Jahr 2021 zahlen. Im ersten Quartal 2021 entsprachen die durchschnittlichen Kosten von 6,49 Prozent des Überweisungsbetrages mehr als dem Doppelten der UN-Zielvorgabe. Würden sich die betroffenen G20-Staaten bereits heute an das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen halten, könnten 4,3 Milliarden Euro mehr bei den Familien ankommen. Nur eine leichte Veränderung im Vergleich zu 2020, wo sich die Differenz auf 4,5 Milliarden Euro belief. 

Die Berechnung macht zudem deutlich, dass die Staaten das Drei-Prozent-Ziel voraussichtlich nicht erreichen werden: Seit Verabschiedung der UN SDG im Jahr 2015 hat die Gruppe der G20-Länder die durchschnittlichen Gebühren nur um einen Prozentpunkt gesenkt.

Deutschland mit überdurchschnittlich hohen Gebühren
Basierend auf der Preisentwicklung zwischen 2015 und 2021 wird Deutschland das UN-Ziel laut der Prognose wohl verfehlen. Die Durchschnittskosten von 7,26 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres liegen nach wie vor deutlich über dem G20-Durchschnitt von 6,49 Prozent. Alleinig in Brasilien (7,17 Prozent), Japan (10,5 Prozent) und Südafrika (14,91 Prozent) sind die Preise noch höher. Nach den USA geht den Menschen in Deutschland damit auch das meiste Geld (über 850 Millionen Euro in diesem Jahr) bei ihren Remissen-Zahlungen im Vergleich zum ausgemachten UN-Ziel von drei Prozent Überweisungskosten verloren.

Es geht jedoch auch anders: So haben einige der G20-Länder Fortschritte bei der Senkung der Remissenpreise erzielt – im Falle Russlands sogar eine Unterschreitung des UN-Ziels. Ein Prognosemodell, das auf den historischen Daten der Weltbank beruht, zeigt jedoch, dass derzeit nur Kanada und Südkorea auf dem Weg sind, das Ziel bis 2030 zu erreichen. In anderen Ländern zeichnet sich laut der Prognose eine Stagnation ab, oder im Falle von Brasilien sogar ein Anstieg der Preise.

Transparenz als Schlüssel zur Kostensenkung
Der Preis für eine Geldüberweisung wird durch mehrere Variablen bestimmt, darunter Vorabgebühren und Wechselkursaufschläge. Vor allem Letztere sind den meisten Menschen nicht bekannt. Wie Untersuchungen der britischen Regierung jedoch ergeben haben, führt eine volle Transparenz über genau diese Kosten zu niedrigeren Preisen bei Auslandsüberweisungen: Wenn die Vorabgebühren und Aufschläge auf den Wechselkurs vorab in einem Betrag transparent als Gesamtkosten ausgewiesen werden, entscheiden sich doppelt so viele Personen, die erstmals Geld ins Ausland versenden, für die beste Option.

Im Jahr 2020 hat die Europäische Union einen großen Schritt in Richtung Preistransparenz getan. Durch neue Vorschriften müssen bei digitalen Überweisungen innerhalb der EU die Gesamtkosten für das Versenden von Geld im Voraus ausgewiesen werden, einschließlich der genauen Höhe der Wechselkursspanne. Da Bargeldzahlungen und Zahlungen außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums von der Verordnung ausgenommen sind, profitieren jedoch nicht alle Überweisenden von der erhöhten Transparenz.

Kristo Käärmann, CEO und Mitgründer von Wise, kommentiert:
„Es ist alarmierend, dass die durchschnittliche Gebühr für Überweisungen aus den G20-Staaten in den letzten sechs Jahren um nur einen Prozentpunkt gesunken ist. Für Millionen von Familien auf der ganzen Welt sind Remissen ein Rettungsanker. Die Menschen wissen immer noch nicht, was es genau kostet, Geld ins Ausland zu schicken. Das liegt daran, dass es immer noch gängige Praxis ist, die Preise aus mehreren Variablen zusammenzusetzen, darunter Vorabgebühren und versteckte Gewinnspannen in überhöhten Wechselkursen.

Die Zukunft finanziell tragbarer Überweisungen und das Erreichen des UN-Ziels für nachhaltige Entwicklung sind maßgeblich von dieser Transparenz abhängig. Eine „Gesamtkosten“-Preisgestaltung ermöglicht es den Menschen, die wahren Kosten für Geldüberweisungen ins Ausland zu verstehen. Dadurch können sie günstigere Anbieter suchen, da sie die Preise genau vergleichen können. Im Rahmen des jährlichen G20-Gipfels in Italien sollten sich die Regierungen zu konkreten Maßnahmen verpflichten, um dieses Ziel zu erreichen.“

Die genauen Daten aller 13 Nationen sowie weitere Informationen finden Sie hier vor. 

Über die Untersuchung

Bei den Kosten für Überweisungen im Jahr 2021 wurden die folgenden Elemente berücksichtigt:

  • Der prozentuale Anteil der einzelnen Märkte am Gesamtvolumen der Rücküberweisungen ist derselbe wie im Jahr 2020 (d. h. ein Durchschnitt der vorangegangenen 8 Quartale in den Jahren 2018 und 2019)
  • Länder-BIP 2020, Quelle: https://statisticstimes.com/economy/countries-by-gdp.php
  • 3% UN SDG-Prognose: Die Analysten von Wise stützten sich auf eine lineare Regression, die auf die von der Weltbank zur Verfügung gestellten Überweisungspreisdaten angewendet wurde (Quelle hier). 

Die gesamte Methodik und Analyse wurde von Associate Professor Sandra Sequeira (PhD) (London School of Economics) genehmigt. Sie ist Professorin für Entwicklungsökonomie im Bereich Internationale Entwicklung, Forschungspartnerin bei STICERD, CEPR, Novafrica und dem International Growth Centre. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Entwicklungsökonomie, politische Ökonomie, Handel und Verbraucherverhalten.

Über Wise

Wise (www.wise.de) ist ein globales Technologieunternehmen, das die beste Lösung entwickelt, um Geld der ganzen Welt zu bewegen und zu verwalten. Mit dem Wise Account und Wise Business können Privatpersonen und Unternehmen Geld in 40 Währungen halten, es zwischen Ländern bewegen und im Ausland ausgeben. Auch große Unternehmen und Banken nutzen die Wise-Technologie – ein völlig neues Netzwerk für das Geld der Welt. Wise wurde von Kristo Käärmann und Taavet Hinrikus mitbegründet und ging 2011 unter seinem ursprünglichen Namen TransferWise an den Start. Es ist eines der weltweit am schnellsten wachsenden, profitablen Technologieunternehmen und wird an der Londoner Börse unter dem Kürzel WISE geführt. 16 Millionen Privatpersonen und Unternehmen nutzen Wise. Im Geschäftsjahr 2023 wickelte Wise rund 122 Milliarden Euro an grenzüberschreitenden Transaktionen ab, wodurch die Kunden und Kundinnen rund 1,7 Milliarden Euro sparen konnten.

 
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